Beraten in Krisenzeiten
aus aktuellem Anlass | Newsletter 2/2020
Die Corona-Krise und die nun immer sicht- und spürbareren Folgen treffen uns alle unvorbereitet. Für viele, nicht nur uns Freiberufler/innen, brechen die Einnahmen weg. Es trifft auch Inhaber/innen von Geschäften und Unternehmen, Restaurants, Handwerker/innen und Angestellte, die sich nicht sicher sind, wie es mit ihrem Job weiter geht, die Kulturbranche und viele andere mehr.
Und gleichzeitig sind die Dinge, mit denen wir uns die ganze Zeit beschäftig haben, ja nicht plötzlich alle unwichtig oder gar gelöst, auch wenn sich der Fokus unserer Aufmerksamkeit gerade verschoben hat. Um mal im Großen anzufangen: Klimawandel, Rassismus, der Krieg in Syrien und anderswo, die Not der Geflüchteten in Griechenland, um Beispiele zu nennen, existieren weiter. Und im kleineren Rahmen: Konflikte im Privaten, wie auch in Unternehmen und Organisationen, gibt es weiter.
Was ist eine Krise?
Von einer Krise spricht man, wenn es eine Zuspitzung der Situation gibt und die Funktionalität eines Systems dadurch in Gefahr gerät. Krisen stellen bisherige Werte, Normen und eingeübte Praktiken in Frage. Eine Krise ist aber auch etwas eher Kurzfristiges. Sie birgt die Chance zur Veränderung. Insofern sind Krisen auch Wendepunkte, zum Besseren oder Schlechteren. Krisen zeichnen sich zudem dadurch aus, dass in ihnen ein großer Handlungsdruck herrscht. Entscheidungen zum Abwenden der Krise, zum Verhindern von Katastrophen, müssen schnell getroffen werden. Und das unter Bedingungen großer Unsicherheit.
Auf der emotionalen Ebene werden Krisen häufig mit einem Gefühl von Angst, Verzweiflung und Unsicherheit wahrgenommen.
Um was es also geht, ist zum einen Maßnahmen zum Abwenden der Krise zu ergreifen, zum anderen aber auch wieder von der Reaktion in die Aktion, also ein geplantes, zukunftsgerichtetes Handeln zu kommen.
Arbeiten in der Krise
In dieser besonderen Ausnahmesituation rücken wir zusammen. Und aktuell stellt sich bei vielen das Gefühl ein, wir ziehen alle an einem Strang. Gleichzeitig stehen insbesondere in Organisationen und Unternehmen Mitarbeitende und Führungskräfte gerade unter einen enormen Druck. Viele fehlen gerade und die Arbeit muss trotzdem weiter gehen, viele machen sich Sorgen, wie es weiter gehen kann und Führungskräfte müssen unter sehr unsicheren Verhältnissen Entscheidungen treffen. Das schweißt erst einmal zusammen. Sollte dieser Zustand aber länger andauern, treten die Konflikte, die über diese Zeit gedeckelt werden konnten, danach noch deutlicher zu Tage. Führungskräfte können an ihre Grenzen kommen. Dysfunktionale Strukturen werden sichtbarer. Im aktuellen Krisenmodus bedarf es hierfür vornehmlich einer akuten Stabilisierung. In der Krise können wir alle nach dem Motto „Ärmel hochkrempeln“ arbeiten. Alle sind beschäftigt, sich an die aktuelle Situation anzupassen und haben keine Kapazitäten, sich um langfristiges zu kümmern. Das Wesen einer Krise ist es aber, dass sie nicht ewig dauern kann. Selbst wenn z.B. Ausgangsbeschränkungen länger als gedacht anhalten sollten, irgendwann gewöhnen wir uns an den Zustand und er wird zu einem – zumindest vorübergehenden - Normalzustand. Und spätestens dann bedarf es mehr als Akutinterventionen. Die Fragen und Konflikte, die durch den Krisenzustand deutlich geworden sind oder auch neu aufgekommen sind, müssen angegangen werden. So können wir auch gestärkt aus der Krise kommen und sie als Chance zur Transformation in etwas Neues nutzen.
Was heißt das für uns als Mediator/innen und Berater/innen?
Es scheint illusorisch, dass es nach dem Ende der Corona-Krise einfach so weiter geht, wie vor der Krise. Viele Unternehmen werden über lange Zeit mit den Folgen der Krise beschäftigt sein. Viele werden auch ihren Job verlieren. Und in der aktuellen Situation werden neue Arbeitsformen erprobt werden müssen. Das heißt, ausgelöst und/oder beschleunigt durch die Krise werden wir es mit einem Transformationsprozess der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens zu tun bekommen. Das birgt Chancen und Herausforderungen. Transformationsprozesse sind begleitet von Unsicherheiten, Konflikten und nötigen uns Anpassungen, strukturell wie auch im Verhalten als Privatperson und als Führungskraft ab. Hier gibt es eine Menge für uns als Mediator/innen und Berater/innen zu tun. Auch wir müssen aber bereit sein auch uns anzupassen.
Ein Merkmal von Krise ist ja Unsicherheit. Übersetzt für uns bedeutet das, dass wir noch nicht sagen können, in welche Richtung wir uns verändern müssen. Geht es nur um andere Orte der Arbeit, also virtuelle statt reale? Und damit um, für viele von uns, neue Formen der Kommunikation und Zusammenarbeit? Geht es auch um neue Themen? Um neue Führungskulturen? Geht es um Themen, die wir noch gar nicht auf dem Schirm haben? Wir werden herausgefordert, unser Tun zu überdenken in einem Maße, wie wir es eher selten tun.
Was braucht es jetzt sofort?
Besonders belastet und besonders wichtig sind aber gerade all diejenigen, wie Kanzlerin Merkel in ihrer Ansprache sagte, „die den Laden am Laufen halten“. Pflegepersonal, Ärzt/innen, Menschen, die in Supermärkten arbeiten, Erzieher/innen in Kitas und Schulen, Personal von wichtigen Infrastrukturen, Polizei, Feuerwehr usw. Also all diejenigen, die nicht zuhause bleiben können, sondern die, damit wir alle so gut wie möglich durch die Krise kommen, weiter arbeiten müssen. Und dabei auch an ihre Grenzen kommen. Ihnen allen gilt unser besonderer Dank, denn ohne sie würden wir es nicht schaffen.
Was können wir jetzt tun?

Nun haben wir uns gefragt, welchen Beitrag wir leisten können, um diese Zeiten möglichst gut zu überstehen. Klar: Zuhause bleiben, Sozialkontakte vermeiden, nicht hamstern, andere unterstützen und nicht in Panik verfallen.
Wir als Mediator/innen, Coaches, Supervisor/innen und Berater/innen haben aber noch mehr zu bieten. Wir sind Spezialisten im Umgang mit belastenden Situationen. Wir können Menschen dabei unterstützen; ihre Aufgaben weiter zu erfüllen; indem wir mit ihnen Themen sortieren, Aufgaben priorisieren helfen, sie dabei unterstützen Strukturen anzupassen, Konflikte, die sich aus der Krise ergeben oder dadurch sichtbarer werden, zu bearbeiten. Kurz: Wir können sie dabei zu unterstützen, trotz Corona arbeitsfähig zu bleiben, zumindest im nicht-medizinischen Sinne.
Unser Beitrag
Ab sofort möchten wir all denjenigen, die diese wichtige Arbeit leisten, unsere Unterstützung anbieten. Per Skype oder telefonisch unterstützen wir in einer Art Krisencoaching alle, die dies gerade besonders benötigen, kostenfrei. Damit diejenigen, „die den Laden am Laufen halten“ das auch weiter tun können. Hier der Link zum Angebot
Und selbstverständlich freuen wir uns, wenn Kolleg/innen das Gleiche tun, genug zu tun gibt es bestimmt.
Hinweise
Der Bundesverband Mediation hat auf seiner Seite eine Reihe von Links und Infos zum Umgang mit der aktuellen Situation zusammengestellt. Es sind allgemeine Hinweise zum Virus als auch Hinweise zu Unterstützungsmöglichkeiten für Selbstständige. Link zur Hinweisseite des BM