klären & lösen – Agentur für Mediation in Berlin

Mimikresonanz für Mediatoren

Newsletter 2/2015

In jeder Mediation, genauso wie in jedem anderen Beratungsprozess oder in einem Training, gibt es Momente, in denen wir den Eindruck haben, es gibt eine kleine, kaum wahrnehmbare Störung. Vielleicht nehmen wir sie unterbewusst wahr, vielleicht auch nicht. Gleichzeitig haben wir danach den Eindruck es hat sich etwas verändert, zum Guten oder Schlechten.

Emotionen zu erkennen und zu benennen ist eine der Hauptaufgaben von Mediator/innen. Seit einiger Zeit kann man diese Fähigkeit explizit trainieren und somit seine mediatorischen Fähigkeiten weiter schulen und ausbauen, indem man an einem Mimikresonanz-Training teilnimmt. Al Weckert ist Mediator und Ausbilder, Trainer für Gewaltfreie Kommunikation und seit einiger Zeit zertifizierter Mimikresonanz-Trainer. Er hat im November 2014 beim Mediationskongress einen Vortrag zu diesem Thema gehalten und hat nun die DVD dazu veröffentlicht: „Mimikresonanz – Gefühle sehen, Menschen verstehen. Wie Sie Gefühle richtig erkennen und angemessen ansprechen“ zeigt den Original-Vortrag und ist im März 2015 im Auditorium Netzwerk Verlag erschienen und richtet sich an Mediator/innen, Berater/innen und Führungskräfte.

In seinem Vortrag erklärt Al Weckert das Facial Action Coding System (FACS) von Paul Ekman und Wallance Friesen, in dem beschrieben wird, dass die sieben Basisemotionen Ärger, Freude, Überraschung, Verachtung, Ekel, Angst und Trauer bei allen Menschen in universellen Codes zu erkennen sind. Nach einem kurzen Exkurs, in dem auf die Wurzeln der Mimikresonanz eingegangen wird, bezieht er sich auf Dirk Eilert, der das Thema in Deutschland bekannt gemacht hat und neben dem Buch „Mimikresonanz“ auch eine entsprechende Trainingssoftware entwickelt hat. Anschaulich wird dabei der Gewinn der Mimikresonanz für die Mediation, für Seminare und in Trainings anhand von einprägsamen Fotos dargestellt.

Spannend sind auch die beiden Diskurse, in denen das Publikum im Saal mittels der Software von Dirk Eilert einmal versuchen kann, Mikroexpressionen zu erkennen. Das sind die Merkmale, die für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen sind. In dem zweiten Exkurs geht es um die Unterscheidung von sozialem Lächeln und echt erlebter Freude. Die Selbsttests machen Spaß und zeigen die eigene Empathiefähigkeit in Ansätzen. .) Ein direkter Zugang dorthin über die Menüführung würde das Wiederholen der Tests erleichtern.

Im weiteren Vortrag wird auf die Frage „Was trägt Mimikresonanz zur Steigerung der Qualität des Mediationsverfahrens bei“ aufgeworfen. Die Vorteile von Mimikresonanz werden in Bezug auf die fünf Phasen der Mediation noch einmal detailliert am Beispiel einer Trennungsmediation bildlich dargestellt. Im Schlusswort geht es um den Fehler des Othello... aber der soll hier nicht verraten werden.

Insgesamt dauert der Vortrag 75 Minuten und ist durch die Bilder anschaulich gestaltet. Vielleicht hätte Al Weckert an der einen oder anderen Stelle auch die Zuschauer der DVD direkt ansprechen können, da er jedoch professionell und mit Witz agiert, hat der Vortrag mein Interesse an Mimikresonanz geweckt.

Unser Fazit ist, dass das genauere Hinschauen und Deuten von Mimik hilfreich für die Mediation sein kann. Gleichzeitig jedoch müssen wir aufpassen, dass wir keine voreiligen Schlüsse ziehen. Mikroexpressionen können, müssen aber kein Hinweis auf bestimmte Emotionen sein. Das Hinterfragen und Überprüfen unserer Wahrnehmungen und Annahmen bleibt für uns unerlässlich.

Literatur:

(Zoe Schlär)