klären & lösen – Agentur für Mediation in Berlin

Qualitätssicherung in der Mediation

Newsletter 4/2015

Mediation als Dienstleitung ist für viele Kund/innen schwierig zu beurteilen. Wer keine Empfehlung bekommen hat, ist heute in der Regel auf Internetrecherche angewiesen. Aber wie können Kunden beurteilen, ob sie dort auch das bekommen, was sie brauchen?

Da der Mediationsmarkt weitgehend ungeregelt ist und sich jede/r in Deutschland Mediator/in nennen darf, wird die Qualitätssicherung in der Mediation umso wichtiger, auch um den Ruf der Mediation als Konfliktlösungsverfahren nicht zu beschädigen.

Dementsprechend gilt es qualifiziert und professionell zu arbeiten und gleichzeitig den potentiellen Kunden Hinweise auf die Qualität zu liefern.

Darstellung nach Außen

Wie gesagt, in Deutschland ist Mediation keine geschützte Berufsbezeichnung. Auch wenn zukünftig die Durchführungsbestimmungen zum Mediationsgesetz erlassen werden, wird sich dies nicht ändern. Aktuell können wir Mediator/innen mit unserer Ausbildung oder mit den Anerkennungen durch die Verbände werben. Dadurch gibt es so für Kund/innen einen Hinweis auf qualifizierte Ausbildungen, die vom Umfang und Inhalt her so waren, dass die Mediator/innen über fundierte Kenntnisse und eine entsprechende Haltung verfügen.

Prozessqualität

Umso wichtiger erscheint uns, dass wir gute Mediationen abliefern. Denn je häufiger qualitative Mediationen durchgeführt werden, desto höher steigt das Ansehen der Mediation und dadurch natürlich auch die Rate der Weiterempfehlungen. Es gilt eine hohe Prozessqualität zu gewährleisten. Um diese zu beurteilen, empfiehlt es sich aus unserer Sicht auf die notwendigen Kompetenzen als Mediator/innen zu schauen. Diese sind:

Dies lernt man im Wesentlichen in der Mediationsausbildung.
Im Folgenden möchten wir einige Punkte benennen, die uns imm Mediationsalltag zur Aufrechterhaltung von Prozessqualität in der Mediation besonders wichtig erscheinen.

Abweichungen vom Normalverlauf

Jede Mediation läuft in den vorgegeben Phasen ab. Interessant wird es immer dann, wenn wir als Mediator/innen davon abweichen. Dies kann mehrere Gründe haben: Wir haben die Struktur angesichts der Konfliktdynamik aus den Augen verloren, wir haben die Führung des Prozesses in der Mediation verloren, Mediation ist nicht das geeignete Verfahren für diesen Konflikt usw. Sobald wir dies merken ist Handeln geboten. Wir können dies reflektieren, um festzustellen warum und wann wir die Struktur verlassen haben oder / und wir können dies den Konfliktparteien zur Verfügung stellen und die Abweichung transparent und damit für alle besprechbar machen.

Ein Beispiel: Wir arbeiten mit den Konfliktparteien schon an Lösungen und stellen fest, dass es dabei einfach nicht vorangeht. Immer wieder brechen scharfe Auseinandersetzungen aus oder die Lösungen werden nicht umgesetzt. In der Reflexion des Prozesses stellen wir fest, dass wir wesentliche Bedürfnisse nicht herausgearbeitet haben und ein Perspektivwechsel folglich nicht wirklich stattgefunden hat. Ein mögliches Vorgehen wäre, dies den Parteien transparent zu machen: „Wir suchen hier schon nach Lösungen, aber mein Eindruck ist, dass wir damit nicht wirklich erfolgreich sind. Vielleicht müssen wir noch mal einen Schritt zurückgehen und schauen, was Ihnen wirklich wichtig ist. Was meinen Sie?“

Wir verlassen die mediative Grundhaltung

Allparteilichkeit und eine wertschätzende Art mit den Parteien sind Selbstverständlichkeiten für Mediator/innen. Gleichzeitig wird dies aber immer wieder herausgefordert. Konfliktparteien verhalten sich immer wieder so, dass wir in die Versuchung geraten der einen oder anderen Seite (innerlich) recht zu geben, bestimmte Aussagen kratzen an unseren Wertvorstellungen usw. Wenn es die Konfliktparteien merken, dass wir uns unabsichtlich auf eine Seite geschlagen haben, ist es meist schon zu spät. Deshalb gilt es immer wieder in die Reflexion zu gehen und auch kritisch sich selbst gegenüber die Situationen einzugestehen, in denen man seine Allparteilichkeit gefährdet sieht oder sie schon verloren hat. Aus unserer Sicht ist dies ein wichtiger Marker, der anzeigt, dass etwas in dem Prozess nicht stimmt. Deshalb ist es besser sich den (drohenden) Verlust der Allparteilichkeit einzugestehen, um dann auch daran arbeiten zu können, als einfach zu sagen, Mediator/innen werten nicht.

Instrumente zur Qualitätssicherung

Zunächst einmal ist hier eine gute Ausbildung zu nennen. Sie muss aus unserer Sicht genügend Zeit umfasst haben, dass die oben genannten Kompetenzen auch wirklich gelernt und verinnerlicht werden konnten.

Supervision / Reflexion

In der Mediation haben wir es mit komplexen und schwierigen Situationen zu tun, die immer wieder auch, wie oben beschrieben, uns selber antriggern können. Und da wir im Mediationsprozess mit mehreren Aufgaben gleichzeitig konfrontiert sind (den Prozess steuern, den Prozess reflektieren, auf alle Parteien achten, auf uns achten, in einem guten Kontakt zum Co sein - um nur einige zu nennen) bedarf es einer beständigen Reflexion des Prozesses. Dies kann im fachlichen Austausch mit dem Co oder mit anderen Kolleg/innen geschehen oder in der Supervision. Hier geht es immer darum herausfordernde Situation zu reflektieren, das innere Erleben zu betrachten aber auch fachliche Hinweise zum Prozess und zur Prozessgestaltung zu bekommen. Hier bietet es sich an, auf erfahrene Kolleg/innen zurückzugreifen, die über eine Qualifikation als Supervisor/in verfügen, so dass der Erkenntnisgewinn im Sinne unserer Kund/innen möglichst groß ist. In der (Gruppen)-Supervision werden für das eigene Erleben neue Perspektiven eröffnet, die uns handlungsfähiger machen.

Weiterbildung

Mediation entwickelt sich fortlaufend weiter, sowohl methodisch als auch in Bezug auf die Anwendungsfelder. Gerade deshalb und um sich selber immer wieder zu hinterfragen, empfehlen wir, dass sich auch Mediator/innen regelmäßig weiter bilden. In anderen beratenden Berufen ist dies schon lange selbstverständlich, wir glauben, wir könnten davon etwas lernen. Neue Impulse, Konfrontation mit dem aktuellen Stand der Mediation, fachliche Erweiterungen helfen uns, die Qualität unserer Dienstleistung aufrecht zu erhalten und zu erhöhen. Und auch ein Blick in die Nachbardisziplinen wie Supervision, Coaching, Organisationsberatung usw. kann unsere Möglichkeiten erweitern.

Resümée

Die Qualität einer Mediation ist leider nur schwer messbar. Es gibt viele Variablen die Einfluss auf die Ergebnisse nehmen: Der Fall selbst, unsere Prozessführung, die Lebensumstände, die innere Bereitschaft der Konfliktparteien usw. Beeinflussen können wir davon vor allem die Qualität unserer Arbeit. Dafür lohnt es sich hinzuschauen, denn hierfür tragen wir als Mediator/innen die Verantwortung. Nicht nur für den konkreten Fall, sondern auch um den guten Ruf der Mediation als Konfliktlösungsverfahren im Allgemeinen zu erhalten.

(Michael Cramer)

Regelmäßig bieten wir Supervision für Mediator/innen, und Fortbildungen für Mediator/innen an.