klären & lösen – Agentur für Mediation in Berlin

Themen der Teammediation

Newsletter 3/2014

Seit fast 10 Jahren unterstützen wir Teams und Gruppen bei der Lösung von Konflikten. Jeder Konflikt anders, trotzdem sind uns aber über die Jahre gewisse Parallelen aufgefallen. In einer sehr groben Vereinfachung kann man sagen, dass es nur drei Themenbereiche in der Mediation mit Gruppen gibt:

Konfliktebenen

Im Folgenden möchten wir kurz ausführen, was mit den drei Bereichen gemeint ist, um daran anschließend einen Blick auf die Zusammenhänge zwischen den drei Bereichen zu werfen.

Mit Kommunikation ist das Wie der Kommunikation untereinander gemeint, also wie versteht jemand die Äußerungen eines Anderen. In diesen Bereich gehören dann auch die Folgen nicht gelungener Kommunikationsprozesse, die sich in Lagerbildung, heißen oder kalten Konflikten usw. ausdrücken können. Die wichtigste Ressource gelungener Kommunikationsprozesse ist Vertrauen. In Konfliktsituationen ist das häufig verloren gegangen und muss im Mediationsverfahren erst wieder hergestellt werden. An dieser Stelle sei auch noch an die Konfliktdefinition von Harald Pühl erinnert, der sagt, dass Konflikte nicht aus den unterschiedlichen Interessen und Haltungen der Menschen heraus entstehen, sondern aus der fehlenden oder misslungener Kommunikation darüber.

Strukturen bezieht sich auf die Art und Weise wie die Gruppe organisiert ist. Sei es dass es sich um selbst gesetzte Regeln, oder um von außen vorgegebene Strukturen handelt. Auch wenn es einen Unterschied macht, ob man die Strukturen verändern kann oder nicht, so ist das Reden und ggf. auch Leiden an Strukturen als Thema völlig anders gelagert, als das Reden über die Art und Weise, wie man miteinander umgeht.

Sinn und Werte bezieht sich auf die übergeordneten Ziele und Modi des Miteinanders der Gruppe, aber auch auf das gemeinsame Verständnis der Arbeit oder des Miteinanders. Je nach Aufgabe der Gruppe ist dies unterschiedlich stark ausgeprägt. In einem politischen Zusammenhang ist die gemeinsame Identität sicher stärker als in einem losen Netzwerk. Die Grundfragen sind aber ähnlich: Was sind die prinzipiellen Ziele der Arbeit oder der Gruppe? Gibt es eine übergeordnete Wertebasis der Gruppe? Hierzu gehören auch unausgesprochene Verhaltensnormen. In einer Kita könnten dies zum Beispiel pädagogische Grundhaltungen sein, die von allen in der Gruppe geteilt werden, unabhängig davon, ob sie in der Konzeption stehen. In einem Unternehmen die Art wie Dienstleistung verstanden wird. Hier findet auch Gruppenkultur seinen Platz, also die Art wie miteinander umgegangen wird, wie nah oder fern man sich untereinander ist, ob man sich duzt oder siezt, sich Geschenke zum Geburtstag macht oder anderes.

Nutzen des Modells für die Arbeit

Selbstverständlich sind in realen Konfliktsituationen oft alle Ebenen miteinander verknüpft, gleichwohl erleben wir es als hilfreich, diese Ebenen sowohl für die Themensammlung als auch in der Bearbeitung zu trennen. Im Prinzip verlangen die Themen der unterschiedlichen Ebenen auch nach verschiedenen Bearbeitungsmethoden.

Konflikte auf der kommunikativen Ebene, also der Ebene des „Wie reden wir eigentlich miteinander“, wie viel Vertrauen habe ich eigentlich in die Aussagen und Handlungen der anderen Person, bedürfen einer klassischen Klärung, wie sie die Mediation bietet.

Konflikte, die sich auf Strukturen beziehen, also die Art und Weise, wie die Gruppe organisiert ist, wie Arbeitsabläufe und Kommunikationswege gestaltet sind, bedürfen erstens der Transparenz, dann aber auch einer Diskussion um Veränderungsmöglichkeiten, ggf. auch eines Organisations- oder Teamentwicklungsprozesses. Je besser die Kommunikation der Beteiligten untereinander ist, umso einfacher können Schwachstellen identifiziert und bearbeitet werden. Mediation kann hier einen Beitrag leisten, evtl. sind hier aber auch zusätzlich andere Beratungsformate hilfreich.

Differenzen auf der Sinn- und Werteebene können nur dann miteinander geklärt werden, wenn untereinander ein Klima des Vertrauens herrscht. In einem solchen Klima würde eine Moderation ausreichend sein. In Konfliktsituationen erleben wir es allerdings immer wieder, dass diese Fragen, als argumentatives Mittel benutzt werden, um der eigenen Position mehr Kraft zu verleihen, wobei sich die eigentlichen Aussagen, auf das zwischenmenschliche Verhältnis beziehen.

Eine Stärke der Mediation ist das strukturierte Arbeiten. Mit Hilfe von Modellen und Strukturierungshilfen unterstützen wir die Konfliktparteien bei der Suche nach tragfähigen Lösungen. Insbesondere in Gruppenkonflikten tuen sich häufig eine ganze Reihe von Themen auf und es besteht die Gefahr sich in der Menge zu verlieren. Auch wenn die Themen, die auf den unterschiedlichen Ebenen genannt werden, häufig alle miteinander verknüpft sind, tun wir in der Mediation gut daran, sie zumindest für die Bearbeitung voneinander zu trennen. Dass diese Trennung nicht immer einfach ist, liegt auf der Hand. Strukturen repräsentieren auch Macht, Sinn- und Wertefragen können im Sinne einer produktiven Weiterentwicklung aber auch zum Ausschluss einzelner Gruppenmitglieder missbraucht werden. Mediation erzeugt hier Transparenz und ermöglicht erst eine Bearbeitung von Konflikten, die die Gruppe so alleine nicht mehr hinbekommen hat. Unser Eindruck ist, dass alleine nur das Auseinanderziehen der unterschiedlichen Ebenen für die Mediand/innen hilfreich ist. Zudem ermöglicht eine solche Themendifferenzierung sich zunächst den kommunikativen Themen zu widmen, wozu ja auch Vertrauen gehört, denn hier wird die Grundlage für die Bearbeitung aller anderen Fragen gelegt.

(Michael Cramer)